An Springer: „Als ich vergangenen Samstag“ (29.4.1889)

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Liebster Herr Springer!
Gewitter und Sonnenschein!

Als ich vergangenen Samstag zu Gugl ging um den Klavierkauf perfekt zu machen, stand ich wie vom Donner getroffen, als ich hören mußte, das bewußte Streicher Klavier sei schon verkauft. – Gugl wußte es nicht, daß auf einen heute aufgegebenen Brief nach Gars, die Antwort erst übermorgen folge, und glaubte, da ich nicht kam und keine Darangabe gegeben habe, ich reflektiere nicht mehr auf den Flügel. Ich war in Verzweiflung, namentlich da der Sonntag darauf folgte, wo ich keine weitere Überschau halten konnte. – Doch wo die Noth am höchsten, ist die Hülfe am nächsten. %


Gugl , der meine Verlegenheit erkannte und das Mißverständnis sehr bedauerte, zeigte mir heute früh (Montag) an, er habe einen anderen Streicher Flügel für mich, beinahe neu, von Nußholz, 2 Meter lang, neueste Construction, Kreuzbeseitung, mit leichter Tastatur, sehr empfehlenswerth. – Dasselbe kam erst vor einigen Monaten aus der Streicherschen Fabrik, stand im Salon einer hohen Herrschaft beinahe unbenützt und wegen Abreise kam es schließlich in Gugl’s Besitz. – Ich benützte diese Gelegenheit um noch 50 fl. von dem früheren Preis herunter zu handeln, was mir auch gelang, und somit erstehen Sie einen tadellosen Streicher Flügel, der schön, gut und vom ersten nicht zu unterscheiden ist, um den geringen Preis von nur 500 fl. Außer ein Ehrbar oder Bösendorfer Klavier a 7 bis 800 fl.


was Ton und Kraft betrifft oder jenes schwarze Nr. 7 von Lyra bezüglich Ausstattung und Eleganz, ist dieses von mir aprobierte Streicher Klavier das beste zu nennen, und für Sie das zweckmäßigste. Um nicht Gefahr zu laufen, daß mir abermals dieser Flügel vor der Nase weg gekappert werde, will ich heute noch Darangabe geben, und erwarte, womöglich telegrafisch, Ihren Auftrag zur sofortigen Expedition.

Mit bestem Gruß an Sie und verehrte Familie von mir und Frau, achtungsvoll
Ihr
ergebenster

Suppè