Geehrter Freund Springer!
Soeben, 9 Uhr, 6 Min. Früh, wo wir auf Ihre Ankunft mit dem Frühstück
warteten, gelangt an mich Ihr geschätzter Brief. – Trotz Regen und Sturm
werde ich bis 10 Uhr bei
Gugl
sein und
den Kauf perfekt machen. Ihren Wunsch bezüglich der leichten Tastatur werde
ich,
in soweit es möglich sein darf, berücksichtigen. – Meines
Erachtens ziehe ich eine etwas strammere Tastatur der ganz leichten vor.Kinder werden täglich größer und stärker, und schon in einigen Monaten, bei
richtigem Unterricht macht sich ein Zunehmen in der Kraft ihrer Arme
bemerkbar, wonach in verhältnismäßig kurzer Zeit, eine zu leichte Tastatur
könnte
hemmend auf die Entwicklung und nachteilig auf die
fernere Ausbildung wirken. – Die Schüler am
Wiener
Conservatorium werden gleich anfangs an verhältnismäßig große
und starke Klaviere gewöhnt, um dadurch die Kraft ihrer Armmuskeln und die
Ausdehnung ihrer Finger zu bezwecken. Außerdem kann die Tastatur eines neuen
Klavieres nie ganz leicht sein, die ist stets das Kennzeichen eines alten,
abgespielten Scherbens. Man kauft nicht ein Klavier auf 2 sondern auf 20 und
mehr Jahre, und da auch das beste Instrument, so wie alles auf der Erde, der
Vergänglichkeit unterliegt, so muß man auch bei der Wahl eines Klavieres
darauf trachten, daß diese Vergänglichkeit nicht all zu früh eintrete. – Und
der Anfang dieser Vergänglichkeit ist die zu leichte scheppernde
Tastatur.
Also ich wiederhole nochmals meine obigen Worte:
„
Ich werde Ihren Wunsch berücksichtigen, „
in soweit es
möglich sein darf.
Und somit mit besten Grüßen an Sie, Frau Gemahlin und Kinder, von
mir und Frau, zeichne mich
Ihr
ergebenster
Suppè
27. 4.
89.